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Hier ist ein Versuch, nationale Vorurteile und Meinungen
der Dänen aufzustellen. Diese Seite dient als eine Warnung für
Fremden, die sich mit uns Dänen umgehen wollen. Nur selten drücken
sie meine eigene Vorurteile aus.
Meine Lieblingsvorurteile sind diejenige, die wir
Dänen gegenüber Deutschen und nordamerikanischen
Indianern haben. Sie erklären, wie sich Vorurteile wechseln. Und
auch wie wenig Einfluß Kontakte haben können (ich schätze,
daß 90% aller erwachsenen Dänen mindestens ein Mal in Deutschland
gewesen sind).
Die nationalen Vorurteile der Dänen kann man zweierlei auffassen, je nach der Angehörigkeit zu spezifischen Regionen oder nach Nationalität.
Skandinavien kann man als eine Mini-Europa auffassen: Die Schweden sind die Deutschen, die Finnen sind wie die Russen, die Norweger etwa wie die Engländer, und die Dänen nehmen den Platz als Skandinaviens Italiener ein.
Die Skandinavier sind die Erfinder der Wohlfahrtsgesellschaft. Die Skandinavier lieben den Frieden, streiten sich nicht, nehmen in Kriegen keinen Teil und erziehen keine Terroristen. Wir Skandinavier sind wohl organisiert und geben viel Raum an Experimente innerhalb Geschlechtsverkehr und Ehen. Unsere Demokratie ist viel entwickelter als da im Süden und Westen. Wir haben "Freiheit unter Verantwortlichkeit". Die Freiheit ist so groß, dass alle Skandinavier Mitglieder mehrerer (außerstaatlichen) Verbänden und Organisationen sind.
Wir Westeuropäer haben verstanden, Zivilgesellschaften aufzubauen. Wir sind moderner als da im Osten. Alle neuen Technologien verstehen wir -- außer Raketentechnologie. Ihr habt vieles von uns zu lernen.
Wir haben die Geschichte, ihr habt sie nicht. Wir verstehen, wie kompliziert die Welt in der Tat aussieht und teilen sie nicht nach Hollywood-Kriterien ("gute Leute/Länder - böse Leute/ Länder") ein. Ihr seid gut an neuen Technologien, und die Möglichkeiten sind groß bei euch. Alle wir Europäer teilen den Traum, eines Tages bei euch zu wohnen.
Ihr seid tierisch hart am arbeiten, versteht aber nicht zu Leben, und die materielle Fortschritte und Früchte eurer Arbeit zu genießen. Alles was ihr herstellt, habt ihr so-wie-so bei uns aus dem Westen geklaut: Computer, Photographie, Motorräder, Gewehre, U-Boote, usw.
Ihr könnet nichts und braucht unsere Hilfe. Wir können nichts von euch lernen, außer Musik und ein Paar Tänze.
Jetzt: Alles in Schweden ist geregelt. Die Schweden haben massenhafte Verbote; fast alles ist verboten, besonders alkoholische Getränke. Aber die Schweden sind sehr arbeitsfähig, und alles was von Schweden kommt, ist immer hoher Qualität.
Schimpfwörter: forbudssvensker ('Verbots-Schwede'),
Forbudssverige ('Verbots-Schweden')
1945: Die Schweden sind unsere Brüder und wir lieben sie.
Mittelalter: Die Schweden sind eigentlich Dänen, unsere Söhne, und müssen zurück ins Reich, oder am wenigsten den Dänen unterworfen sein.
1945: Die Norweger sind unsere Brüder und wir lieben sie.
Mittelalter: Die Norweger sind eigentlich Dänen, unsere Söhne, und müssen zurück ins Reich, oder am wenigsten den Dänen unterworfen sein.
1945: Die Finnen sind unsere Brüder, und wir lieben sie.
1945: Alle Deutsche sind Nazisten.
1800: Alles was von Deutschland herkommt, ist gut. Wir können vieles von den Deutschen lernen.
Spätmittelalter: Wie können wir das Geheimnis von den Deutschen/Lübeckern lernen, immer gutes Bier zu brauen? Überhaupt sind sie zauberhafte Leute und bringen Kultur und Modernität ins Land. Wir können vieles von den Deutschen lernen.
900: Die Deutschen sind lächerlich mit allen ihren spiztigen Manieren, Wortgießereien und ständig Musik mit Pfeifen und Trommeln zu spielen.
Mittdeutschland: die Olsen-Bande! Und die Sprache ist total komisch zu hören.
Mehr über die Geschichte
des Verhalten der Dänen zu den Deutschen.
Mehr über das gegenwärtige
Verhältnis der Dänen zu den Deutschen.
Jetzt: England ist toll. Alle junge Dänen wollen ein halbes Jahr in London verbringen. Da ist alles viel besser und freier.
Schimpfwörter: [keine Ahnung]
1945: Die Engländer haben uns von den bösen Deutschen befreit. Alle Engländer sind tolle Kerle. Ihre Sprache ist schön, viel schöner als Deutsch, und jede junge Dänin will mit einem Engländer schlafen gehen, wenn es eine Möglichkeit ersteht.*)
1815: Die Engländer sind schuldig an alle Unglücke Dänemarks. Alles haben sie uns entnommen: Norwegen, die Flotte, die Blütung der dänischen Städten.
500: Eigentlich sind die Briten primitiv; die meisten sind Sklaven.
*) Das Geburtszahl in Dänemark erreichte eines historischen Maximum in 1946, einem Jahre nach dem Anfang der englischen "Besetzung".
1000: Die skrælingiR in Weinland sind
ehrlos, und alle sind sie schmutzig.
Schimpfwörter: skræling
1000: Die skrælingiR, die uns in Grünland begegnen, haben weißes Fleisch; wenn man sie tötet, dauert es eine Weile, bis das das Blut wie ein Geysir aus der Wunde herausspringt.
1900: Orientalische Frauen sind dunkel, geheimnisvoll und voller Leidenschaften. Sie leben in Harems.
Jetzt: Alle Chinesen sind gelbhäutig und essen Hünde. Sei deshalb vorsichtig, wenn du einen Chinesen nach Hause einlädest!
Schimpfwörter: [keine Ahnung]
1920: Alle Chinesen sind gelbhäutig und von großer Weisheit.
1700-1890: Die Kroaten und Ungaren sind wilde Burschen*), voller Leidenschaften so wie die Spaniolen.
Schimpfwörter: [keine Ahnung]
*) Das dänische Wort krabat "Bursche; Mordskerl" ist etymologisch eine Umbildung von Kroat, wie -- übrigens -- auch deutsches Krawatte.
Es kann schwierig sein, die Grenzen zwischen Urteilen und Vorurteilen zu
ziehen. Wenn meine Mutter mein ständiges Rauchen mit den Wörtern
"du wirst vom Rauchen sterben" kommentiert, dann ist es ein Urteil (Meine
Großmutter ist ein lockeres Gegenbeispiel. Sie rauchte ihr Leben
lang so viele Zigarren, daß ihre Haut auf den Fingern und Lippen
bis zum Tod dieselbe braune Farbe hatte wie ihre Wände. Als sie in
2001 starb, 89 Jahre alt, wollte sie schon lange vorher nicht mehr leben.
Sie starb von Lungenentzündung + Herzinfarkt, welches, ihren Alter
miteinbezogen, eine normale Todesursache ist). Wenn ich behaupte, daß
Neger große Geschlechtsorganen haben, sagt meine Mutter, daß
dies ein Vorurteil ist (sie weiss das besser als ich).
Ich glaube, daß ein Vorurteil "eine falsche
Meinung, die man auf nicht-wahren Daten aufbaut" ist. Dagegen baut ein
Urteil auf Beweisen, und der Beurteilte -- wenn ein Mensch -- hat auch
sein Wort gehabt. Verallgemeint sind die transsaharischen afrikanischen
Männer besser ausgerüstet (so sagen die Wissenschaftler); das
bedeutet, daß eine Europäerin höchtswarscheinlich ein "großes
Erlebnis" haben kann, wenn sie mit einem Afrikaner schläft. Nur erlaubt
die Wahrscheilichkeitstheorie auch welche Ausnahmen, so wie der Fall mit
dem afrikanischen Ex-Freund meiner Mutter.
Also kann ich die Äußerung ändern: "durchschnittlich
haben afrikanische Männer große Geschlechtsorganen" oder eher
"die meisten afrikanischen Männer haben große Geschlechtsorganen.
Und dann ist sie nicht länger ein Vorurteil, sondern Urteil.
Deshalb kann es auf dieser Seite ab und zu schwierig
sein, verallgemeinerte Erfahrungen von echten Vorurteilen zu scheiden,
besonders wenn ich die Aussagen auf älteren Quellen (Quellen vor meinem
Geburt in 1960), so wie alten [Volks-] Liedern, Sagen, Chroniken, alte
Lehrbücher, baue.
Die dänisch-deutsche Beziehungen sind sehr hoher
Alter. Die Dänen sind schon immer [ausser eine Periode mit slavischer
Einwanderung in Norddeutschland im Frühmittelalter] mit den Deutschen
unmittelbar benachbart gewesen. Die Einstellungen der Dänen gegenüber
den Deutschen haben sich in der Geschichte gewechselt, je nach der großpolitischen
Lage Dänemarks.
Bis zur Mitte der 19. Jahrh. waren die dänisch-deutsche
Beziehungen ziemlich Gut, besonders die offiziellen Beziehungen. Seit ung.
1700 war Deutsch die Muttersprache der Königen Dänemarks, und
die dänische Aussenpolitik wurde von der sog. Deutschen Kanzlei geführt.
Die Herzogstümer Slesvig und Holsten waren dem deutschen Kaiserreich
untertan, weshalb der König Dänemarks als Herzog dieser Provinzen
gleichzeitig ein Vasall der deutschen Kaiser war. Deutsche Reisenden in
Dänemark der 1820-er Jahren berichteten, dass alle Dänen, ob
in Dorf oder Stadt, so gute deutsche Sprachkentnisse hatten, dass man sich
gleich wie zuhause fühlte.
Am Ende dieser Periode wurden die allgemeineuropäischen
nationalistischen Strömungen immer stärker, und dänische
Nationalisten wollten Slesvig in Dänemark eingliedern und Holsten
als selbständiges Herzogstum liegenbleiben lassen.
Ab 1848 folgte eine Periode von dänischer Mißvertrauen an die Absichten der Deutschen, besonders der Deutschen in den Herzogstümern Slesvig-Holsten, weil sie in 1848 ihren Aufstand getan hatten (Erster schleswiger Krieg 1848-1850). Die Holstener waren sehr unzufrieden. Dänisch setzte sich als Amts- und Hofsprache durch. Puristen fingen an, deutsche und deutschklingende Wörter und Wendungen durch einheimischen zu verdringen: "Fødselsdag" statt "Geburtsdag", "forelsket" statt "forliebt", ("verliebt"), "Fattigdom" statt "Armod" ("Armut"), "ond" statt "bøs" ("böse"), "træt" statt "mødig" ("müde"), etc.
Um alle deutsche Länder zu vereinigen brauchte der preußische Kanzler Bismarck einen kleinen Krieg mit nationalen Zielen. Er sah in der zugespitzten Lage in Slesvig-Holsten eine ideale Gelegenheit: Dänemark war seit den Napoleonskriegen dezimiert geworden (Verlust von Norwegen), hatte ein Zusammenbruch der Ökonomie erlebt (1815), welches lange Spüren im gesellschaftlichen Leben gezogen hatte. Allerdings hatte er gute erfahrungen mit der Einstellung der deutschen im Norden und Süden von Altona (die damalige Grenzstadt); der krieg in 1848-1852 war in den deutschen Ländern populär gewesen, und viele freiwillige waren von Süden aus geströmt um ihren Brüdern in Holstein beizustehen. Preußen, der jahrhundertelange Freund Dänmarks, erklärte in 1864 Krieg zusammen mit Österreich gegen Dänemark. Die Kampfhandlungen dauerten nicht viele Monate. Die Deutschen hatten gewonnen zwei Herzogstümer wurden eingegliedert [nach einem kleinen Krieg mit Österreich], und deutschland war vereinigt. Die Vortsetzung ist allen Deutschen bekannt (Kaiserreich, Krieg gegen Frankreich u.s.w.).
Für Dänemark wurde das Ergebniß des Zweitem schleswischen Kriege in 1864 eine nationale Katastrophe. Mit dem Verlust der Herzogstümern an die deutschen und österreichischen Kaiserreiche waren die politischen Beziehungen kritisch, besonders in der Bevölkerung. Trotzdem war Deutsch immer noch die erste Fremdsprache, und man fuhr immer noch bis zum Ersten Weltkrieg nach Deutschland als Naver (Gesell) oder Intellektuell um neues zu Erfahren. D.h. die Dänen hatten verstanden, dass nicht alle Deutschen böse sind, sondern nur ihre Politiker.
Wenn man Gesprächen in den spitzigen Cafés in Kopenhagen zuhört, ist die häufigst erwähnte Stadtnahme (ausser Kopenhagen) LONDON.
In der zweitgrößten Stadt Aarhus spricht man immer von KOPENHAGEN.
Jetzt, als ich nicht mehr in diesen Städten wohne, kommen Nahmen wie FLENSBURG und HAMBURG öfter in unseren Kneipen in Mitt-Jütland vor. Sicher öfter, je südlicher man fährt.
In Silkeborg (Mittjütland), wo ich jetzt wohne, liegt der Blaue Avis für Schleswig-Holstein und für Hamburg in grossen Haufen zum Verkauf auf dem Bahnhof (undenkbar in Kopenhagen), auch im Winter, wenn es keine Touristen gibt.
Zurück zu den Deutschen.
Die Vorurteilen sind oben erwähnt. Man muß dazu bemerken, daß wir Dänen die Deutschen auffassen nicht als Fremde, sondern als unsere Verwandte. Diese Auffassung ist allerdings unbewußt, aber ist die Voraussetzung für alle andere Urteile. Wir sind derselben Familie. Wenn die Schweden und Norweger unsere Geschwister sind, sind die Deutschen etwa wie unser Vetter/Cousins, die wir eigentlich öfter treffen, als unsere Brüder. Die Sprachverhältniße sind schon erwähnt. Die Deutschen sprechen wie wir Dänen vor vielen Jahren. Ausserdem leben sie auch in unserer Vergangenheit: der Anteil von Hausfrauen in Deutschland ist wie in Dänemark vor dreißig Jahren; Mobiltelephonen und Computer sind so selten in deutschen Familien wie in Dänemark vor 8-10 Jahren; die deutsche Populärmusik (Schlager) klingelt wie die dänische vor 20 Jahren. Deutsche Schwulen, Lesben, Hippies und Autonomen haben die selbe Diskussionen, Diskurse, Denkweisen wie ihre dänische Entsprechungen vor 10-20 Jahren. Alles dieses beträgt zum allgemeinen Eindruck von Deutschen als unsere zurückgebliebene Cousins, aber nie als Fremde. Alles in Deutschland ist uns bekannt, und ein Däne kann sich da gut einpassen -- er braucht bloß an seine Kindheit zu Denken.
Zurück zu den Deutschen, zu Eriks Homepage.
Diese Seite wurde am 24. November 2001 eingerichtet.
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Letzte Korrektur: 2. April 2004.
Wenden Sie sich dem Webermeister hin!