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Nationale Vorurteile der Dänen

Hier ist ein Versuch, nationale Vorurteile und Meinungen der Dänen aufzustellen. Diese Seite dient als eine Warnung für Fremden, die sich mit uns Dänen umgehen wollen. Nur selten drücken sie meine eigene Vorurteile aus.
Meine Lieblingsvorurteile sind diejenige, die wir Dänen gegenüber Deutschen und nordamerikanischen Indianern haben. Sie erklären, wie sich Vorurteile wechseln. Und auch wie wenig Einfluß Kontakte haben können (ich schätze, daß 90% aller erwachsenen Dänen mindestens ein Mal in Deutschland gewesen sind).

Die nationalen Vorurteile der Dänen kann man zweierlei auffassen, je nach der Angehörigkeit zu spezifischen Regionen oder nach Nationalität.

Dänen als Angehörige größerer Regionen

Dänen gegenüber anderen Skandinavier

Skandinavien kann man als eine Mini-Europa auffassen: Die Schweden sind die Deutschen, die Finnen sind wie die Russen, die Norweger etwa wie die Engländer, und die Dänen nehmen den Platz als Skandinaviens Italiener ein.

Skandinavier gegenüber anderen Westeuropäer

Die Skandinavier sind die Erfinder der Wohlfahrtsgesellschaft. Die Skandinavier lieben den Frieden, streiten sich nicht, nehmen in Kriegen keinen Teil und erziehen keine Terroristen. Wir Skandinavier sind wohl organisiert und geben viel Raum an Experimente innerhalb Geschlechtsverkehr und Ehen. Unsere Demokratie ist viel entwickelter als da im Süden und Westen. Wir haben "Freiheit unter Verantwortlichkeit". Die Freiheit ist so groß, dass alle Skandinavier Mitglieder mehrerer (außerstaatlichen) Verbänden und Organisationen sind. 

Westeuropäer gegenüber Osteuropäer

Wir Westeuropäer haben verstanden, Zivilgesellschaften aufzubauen. Wir sind moderner als da im Osten. Alle neuen Technologien verstehen wir -- außer Raketentechnologie. Ihr habt vieles von uns zu lernen.

Europäer gegenüber Nordamerikaner (USA und Kanada)

Wir haben die Geschichte, ihr habt sie nicht. Wir verstehen, wie kompliziert die Welt in der Tat aussieht und teilen sie nicht nach Hollywood-Kriterien ("gute Leute/Länder - böse Leute/ Länder") ein. Ihr seid gut an neuen Technologien, und die Möglichkeiten sind groß bei euch. Alle wir Europäer teilen den Traum, eines Tages bei euch zu wohnen.  

Westen gegenüber Osten

Ihr seid tierisch hart am arbeiten, versteht aber nicht zu Leben, und die materielle Fortschritte und Früchte eurer Arbeit zu genießen. Alles was ihr herstellt, habt ihr so-wie-so bei uns aus dem Westen geklaut: Computer, Photographie, Motorräder, Gewehre, U-Boote, usw.  

Norden gegenüber Süden (Afrika, teilweise Südamerika)

Ihr könnet nichts und braucht unsere Hilfe. Wir können nichts von euch lernen, außer Musik und ein Paar Tänze.  

Was die Dänen von anderen Nationen halten (wenn möglich auch zu verschiedenen Zeiten)

Schweden

Jetzt: Alles in Schweden ist geregelt. Die Schweden haben massenhafte Verbote; fast alles ist verboten, besonders alkoholische Getränke. Aber die Schweden sind sehr arbeitsfähig, und alles was von Schweden kommt, ist immer hoher Qualität.
Schimpfwörter: forbudssvensker ('Verbots-Schwede'), Forbudssverige ('Verbots-Schweden')

1945: Die Schweden sind unsere Brüder und wir lieben sie.

Mittelalter: Die Schweden sind eigentlich Dänen, unsere Söhne, und müssen zurück ins Reich, oder am wenigsten den Dänen unterworfen sein.
 

Norweger

Jetzt: Die Norweger sind hoch, breitschulterig und muskulöser Körperbau (im Gegenteil zu den, z. B., Isländern). Alles in Norwegen ist teuer. Von Verboten ähneln die Norweger den Schweden.
Die Norweger teilen die Welt in zwei Teilen ein: 1. die Norweger, 2. Leute die Norweger sein möchten. Das norwegische Nationalbewusstsein (grenzlosen Stoltz) kann keiner Däne aushalten, besonders weil die Norweger fast dieselbe Sprache sprechen (aber schreiben wie ungebildete Dänen) und alles in Norwegen eine Kopie nach dänischem Vorbild ist.
Außerdem sind die Norweger Faulenzer, weil sie so viel Öl haben und deshalb Waren und Dienstleistungen vom Ausland kaufen.
Schimpfwörter: fjeldabe ('Berg-Affe')

1945: Die Norweger sind unsere Brüder und wir lieben sie.

Mittelalter: Die Norweger sind eigentlich Dänen, unsere Söhne, und müssen zurück ins Reich, oder am wenigsten den Dänen unterworfen sein.

Finnen

Jetzt: Die Finnen reden langsam, und alle können ihr Schwedisch verstehen. Sie trinken viel Wodka und stecken einander mit Messern.
Schimpfwörter: knivstikker ('Messer-Stecker')

1945: Die Finnen sind unsere Brüder, und wir lieben sie.  

Deutschen

Jetzt: Der deutsche Stereotyp ist ein Mann, der dick von seiner ständigen Einnahme von Bier und Würste dick geworden ist. Deutschland besteht fast nur von Autobahnen. Die Deutschen sind besitzgierig und bauen immer Mauern um sich. Wenn sie die Möglichkeit hätten, würden sie ganz Dänemark aufkaufen.
    Ihre Sprache ist schwer, besonders die Grammatik, die geregelt ist wie Mathematik.
    Die Deutschen sind ein arbeitsames Volk, diszipliniert und lieben Disziplin anderen Völker zu lehren. Ihre Fußballmannschaft ist wohl organisiert und diszipliniert. Ein Sprichwort über deutsche Frauen: Kinder, Kirche und Küche. Pünktlichkeit, Fleiß und Regelmäßigkeit kennzeichnen die Deutschen. Wir können vieles von den Deutschen lernen. Deshalb reden die Deutschen immer von "dummen Dänen".
Schimpfwörter: pølsetyskere ('Wurst-Deutsche'), prøjsere ('Preußer')

1945: Alle Deutsche sind Nazisten.

1800: Alles was von Deutschland herkommt, ist gut. Wir können vieles von den Deutschen lernen.

Spätmittelalter: Wie können wir das Geheimnis von den Deutschen/Lübeckern lernen, immer gutes Bier zu brauen? Überhaupt sind sie zauberhafte Leute und bringen Kultur und Modernität ins Land. Wir können vieles von den Deutschen lernen.

900: Die Deutschen sind lächerlich mit allen ihren spiztigen Manieren, Wortgießereien und ständig Musik mit Pfeifen und Trommeln zu spielen.

Was die Deutschen von den Dänen halten:

Mittdeutschland: die Olsen-Bande! Und die Sprache ist total komisch zu hören.

Mehr über die Geschichte des Verhalten der Dänen zu den Deutschen.
Mehr über das gegenwärtige Verhältnis der Dänen zu den Deutschen.
 

Engländer

Jetzt: England ist toll. Alle junge Dänen wollen ein halbes Jahr in London verbringen. Da ist alles viel besser und freier.
Schimpfwörter: [keine Ahnung]

1945: Die Engländer haben uns von den bösen Deutschen befreit. Alle Engländer sind tolle Kerle. Ihre Sprache ist schön, viel schöner als Deutsch, und jede junge Dänin will mit einem Engländer schlafen gehen, wenn es eine Möglichkeit ersteht.*)

1815: Die Engländer sind schuldig an alle Unglücke Dänemarks. Alles haben sie uns entnommen: Norwegen, die Flotte, die Blütung der dänischen Städten.

500: Eigentlich sind die Briten primitiv; die meisten sind Sklaven.

*) Das Geburtszahl in Dänemark erreichte eines historischen Maximum in 1946, einem Jahre nach dem Anfang der englischen "Besetzung".

Franzosen

Jetzt: Die Franzosen sind ein grosses Kulturvolk Europas, sind aber deshalt arrogant und reden keine Fremdsprachen.
Schimpfwörter: [keine Ahnung]

Nordamerikanische Indianer

Jetzt: Die Indianer sind ein stolzes und tapferes Volk. Indianerfrauen sind außerordentlich Hübsch. Die Indianer leben ein ehrsames Leben im Pacht mit der Natur.

1000: Die skrælingiR in Weinland sind ehrlos, und alle sind sie schmutzig.
Schimpfwörter: skræling 

Eskimos

Jetzt: Die Inuitten auf Grünland sind Opfer unserer Kultur; Alkoholismus, Narkomanie, Syphilis, Gonorrhoe und Erkältungen haben wir ihn herbeigebracht. Innerhalb den letzten 50 Jahren haben die Inuitten dieselbe Entwicklung zurückgelegt wie wir in den letzten 1000 Jahren. Wir Dänen sind alleine für ihr kummerliches Leben verantwortlich und müssen deshalb dafür bezahlen, besonders weil sie zu dumm sind um es selbst zu schaffen.
Schimpfwörter: [vielleicht] grønlænder ('Grünländer')

1000: Die skrælingiR, die uns in Grünland begegnen, haben weißes Fleisch; wenn man sie tötet, dauert es eine Weile, bis das das Blut wie ein Geysir aus der Wunde herausspringt.  

Russen

Jetzt: Die Russen trinken sehr viel Wodka.
Schimpfwörter: babusjka ('Matrioschka', 'Babuschka' -- von dicken Russinnen)

Italiener

Jetzt: Die Italiener sind temperamentsvoll, offenherzig, laut und gestikulieren viel. Ihr Land ist schlechter organisiert und weniger geregelt als Dänemark. Ihre Polizisten und Politiker kann man leicht bestechen.
Schimpfwörter: [keine Ahnung]  

Spanier

1920: Alle Spaniolen sind schwarzhaarig und schwarzäugig. Die Spaniolerinnen sind hübsch, tantzen fast die ganze Zeit, aber man kann nicht sie anvertrauen. Ihre Männer sind nicht besonders arbeitsam, sondern trinken Wein und streiten sich oft um die Ehre, wobei sie manchmal auch ihre Messer ziehen.
Schimpfwörter: [keine Ahnung]  

Katalanen

1920: Die Katalanen sind nicht ganz wie andere Spanier. Sie sind gebildete Leute und sehr arbeitsam. Sie verstehen die Kunst von Steinen Brot zu machen.
Schimpfwörter: [keine Ahnung] 

Orientalier

Jetzt: [kommt später]
Schimpfwörter: perker (eine Kontamination von perser ('Perse') und tyrk, tyrker ('Türke') gebildet)

1900: Orientalische Frauen sind dunkel,  geheimnisvoll und voller Leidenschaften. Sie leben in Harems.

Chinesen

Jetzt: Alle Chinesen sind gelbhäutig und essen Hünde. Sei deshalb vorsichtig, wenn du einen Chinesen nach Hause einlädest!
Schimpfwörter: [keine Ahnung]

1920: Alle Chinesen sind gelbhäutig und von großer Weisheit. 

Kroaten und Ungaren

1700-1890: Die Kroaten und Ungaren sind wilde Burschen*), voller Leidenschaften so wie die Spaniolen.
Schimpfwörter: [keine Ahnung]

*) Das dänische Wort krabat "Bursche; Mordskerl" ist etymologisch eine Umbildung von Kroat, wie -- übrigens -- auch deutsches Krawatte.

Urteil oder Vorurteil

Es kann schwierig sein, die Grenzen zwischen Urteilen und Vorurteilen zu ziehen. Wenn meine Mutter mein ständiges Rauchen mit den Wörtern "du wirst vom Rauchen sterben" kommentiert, dann ist es ein Urteil (Meine Großmutter ist ein lockeres Gegenbeispiel. Sie rauchte ihr Leben lang so viele Zigarren, daß ihre Haut auf den Fingern und Lippen bis zum Tod dieselbe braune Farbe hatte wie ihre Wände. Als sie in 2001 starb, 89 Jahre alt, wollte sie schon lange vorher nicht mehr leben. Sie starb von Lungenentzündung + Herzinfarkt, welches, ihren Alter miteinbezogen, eine normale Todesursache ist). Wenn ich behaupte, daß Neger große Geschlechtsorganen haben, sagt meine Mutter, daß dies ein Vorurteil ist (sie weiss das besser als ich).
    Ich glaube, daß ein Vorurteil "eine falsche Meinung, die man auf nicht-wahren Daten aufbaut" ist. Dagegen baut ein Urteil auf Beweisen, und der Beurteilte -- wenn ein Mensch -- hat auch sein Wort gehabt. Verallgemeint sind die transsaharischen afrikanischen Männer besser ausgerüstet (so sagen die Wissenschaftler); das bedeutet, daß eine Europäerin höchtswarscheinlich ein "großes Erlebnis" haben kann, wenn sie mit einem Afrikaner schläft. Nur erlaubt die Wahrscheilichkeitstheorie auch welche Ausnahmen, so wie der Fall mit dem afrikanischen Ex-Freund meiner Mutter.
Also kann ich die Äußerung ändern: "durchschnittlich haben afrikanische Männer große Geschlechtsorganen" oder eher "die meisten afrikanischen Männer haben große Geschlechtsorganen. Und dann ist sie nicht länger ein Vorurteil, sondern Urteil.
    Deshalb kann es auf dieser Seite ab und zu schwierig sein, verallgemeinerte Erfahrungen von echten Vorurteilen zu scheiden, besonders wenn ich die Aussagen auf älteren Quellen (Quellen vor meinem Geburt in 1960), so wie alten [Volks-] Liedern, Sagen, Chroniken, alte Lehrbücher, baue.


Deutsch-Dänisches Verhalten: Eine Kurzgeschichte

Die dänisch-deutsche Beziehungen sind sehr hoher Alter. Die Dänen sind schon immer [ausser eine Periode mit slavischer Einwanderung in Norddeutschland im Frühmittelalter] mit den Deutschen unmittelbar benachbart gewesen. Die Einstellungen der Dänen gegenüber den Deutschen haben sich in der Geschichte gewechselt, je nach der großpolitischen Lage Dänemarks.
 

1. Vor dem Nationalismus

Bis zur Mitte der 19. Jahrh. waren die dänisch-deutsche Beziehungen ziemlich Gut, besonders die offiziellen Beziehungen. Seit ung. 1700 war Deutsch die Muttersprache der Königen Dänemarks, und die dänische Aussenpolitik wurde von der sog. Deutschen Kanzlei geführt. Die Herzogstümer Slesvig und Holsten waren dem deutschen Kaiserreich untertan, weshalb der König Dänemarks als Herzog dieser Provinzen gleichzeitig ein Vasall der deutschen Kaiser war. Deutsche Reisenden in Dänemark der 1820-er Jahren berichteten, dass alle Dänen, ob in Dorf oder Stadt, so gute deutsche Sprachkentnisse hatten, dass man sich gleich wie zuhause fühlte.
Am Ende dieser Periode wurden die allgemeineuropäischen nationalistischen Strömungen immer stärker, und dänische Nationalisten wollten Slesvig in Dänemark eingliedern und Holsten als selbständiges Herzogstum liegenbleiben lassen.

2. Dänisches Mißvertrauen 1848-1864

Ab 1848 folgte eine Periode von dänischer Mißvertrauen an die Absichten der Deutschen, besonders der Deutschen in den Herzogstümern Slesvig-Holsten, weil sie in 1848 ihren Aufstand getan hatten (Erster schleswiger Krieg 1848-1850). Die Holstener waren sehr unzufrieden. Dänisch setzte sich als Amts- und Hofsprache durch. Puristen fingen an, deutsche und deutschklingende Wörter und Wendungen durch einheimischen zu verdringen: "Fødselsdag" statt "Geburtsdag", "forelsket" statt "forliebt", ("verliebt"), "Fattigdom" statt "Armod" ("Armut"), "ond" statt "bøs" ("böse"), "træt" statt "mødig" ("müde"), etc.  

3. Die nationale Katastrophe 1864

Um alle deutsche Länder zu vereinigen brauchte der preußische Kanzler Bismarck einen kleinen Krieg mit nationalen Zielen. Er sah in der zugespitzten Lage in Slesvig-Holsten eine ideale Gelegenheit: Dänemark war seit den Napoleonskriegen dezimiert geworden (Verlust von Norwegen), hatte ein Zusammenbruch der Ökonomie erlebt (1815), welches lange Spüren im gesellschaftlichen Leben gezogen hatte. Allerdings hatte er gute erfahrungen mit der Einstellung der deutschen im Norden und Süden von Altona (die damalige Grenzstadt); der krieg in 1848-1852 war in den deutschen Ländern populär gewesen, und viele freiwillige waren von Süden aus geströmt um ihren Brüdern in Holstein beizustehen. Preußen, der jahrhundertelange Freund Dänmarks, erklärte in 1864 Krieg zusammen mit Österreich gegen Dänemark. Die Kampfhandlungen dauerten nicht viele Monate. Die Deutschen hatten gewonnen — zwei Herzogstümer wurden eingegliedert [nach einem kleinen Krieg mit Österreich], und deutschland war vereinigt. Die Vortsetzung ist allen Deutschen bekannt (Kaiserreich, Krieg gegen Frankreich u.s.w.).

Für Dänemark wurde das Ergebniß des Zweitem schleswischen Kriege in 1864 eine nationale Katastrophe. Mit dem Verlust der Herzogstümern an die deutschen und österreichischen Kaiserreiche waren die politischen Beziehungen kritisch, besonders in der Bevölkerung. Trotzdem war Deutsch immer noch die erste Fremdsprache, und man fuhr immer noch bis zum Ersten Weltkrieg nach Deutschland als Naver (Gesell) oder Intellektuell um neues zu Erfahren. D.h. die Dänen hatten verstanden, dass nicht alle Deutschen böse sind, sondern nur ihre Politiker.

4. 1920: Die Wiedervereinigung

In 1920 wurde Nordschleswig nach einem Referendum in drei Zonen in Slesvig mit Dänemark wieder vereinigt (Holsten wollten die Dänen [zwar alle Dänen] schon nie als echt dänisch betrachten), und die offiziellen Beziehungen erleichterten sich. Aber die Restbevölkerungen von Dänisch- und Deutschgesinnten (präg dir das ein: in den Grenzgebieten, d.h. in Slesvig, spricht keiner von "Dänen" oder "Deutschen", sondern von "Dänisch-" bzw. "Deutschgesinnten") auf beiden Seiten der Grenze lebten nicht wohl genug. Deutschgesinnten in Nordslesvig wurden diskriminiert sowie die Dänischgesinnten in 1864-1920 diskriminiert geworden war. Offiziellen Einstellungen waren deshalb immer noch skeptisch.

5. 1940-1945: Besetzung Dänemarks vom Dritten Reich

Als das Dritte Reich eine deutsch-nationale Konstruktion war, wurde deutsch mit nazistisch, übles und böses gleichgestellt. Die Besetzung in von 9. April 1940 bis 5. Mai 1945 ergründete die negativen Einstellungen zu den Deutschen, die bei fast allen Dänen, die vor 1946 geboren sind, vertreten sind. Englisch wurde in 1945 als erste pflichtige Fremdsprache in die Schulen eingeführt (Deutsch behielt jedoch die zweite Stelle ab siebtem Schuljahr). Der deutsch-dänische Vertrag von 1955 mit einer Lösung der Slesvig-Holstenische Frage half nicht diese Einstellung ab (Westdeutschland sicherte sich jedoch damit den Eintritt in NATO und UN).  

6. 1945-: Langsame Abschwächerung der negativen Einstellungen.

Nur mit neuen Generationen konnte die Furcht und negativen Einstellungen zu den ehemalingen Erobern verschwinden. Jedoch wurde es schwehr: In den EU-Debatten vor den Referenda in 1972 (EG-Eintritt), 1986 (Binnenmarkt), 1992 (Maastricht-Vertrag: Europäische Union), 1993 (Edinburg-Vertrag: Europäische Union minus 4), 1996, 2000 (Monetäre Union), wurde Deutschland ab und zu als Sinnbild des "Böses aus Europa" von den Gegnern verwendet -- nicht offiziell in den geschriebenen Materialien und Reden, sondern auf frühen Posters und in Gesprächen von vielen älteren Gegnern. Der Kampf gegen die EU wurde mit dem Kampf gegen die nazistischen Besetzern in 1940-1945 gleichgesetzt. "Was Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg nicht verwirklichen konnte, verwirklicht Deutschland jetzt durch die EU."
Jede dänische Schule ist verpflichtet, Deutschunterricht zu erbieten; jeder Schüler ist seit der Mitte der 1970-er Jahren jedoch nicht verpflichtet dieses Angebot zu ausnützen.
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BEISPIELE:

Wenn man Gesprächen in den spitzigen Cafés in Kopenhagen zuhört, ist die häufigst erwähnte Stadtnahme (ausser Kopenhagen) LONDON.

In der zweitgrößten Stadt Aarhus spricht man immer von KOPENHAGEN.

Jetzt, als ich nicht mehr in diesen Städten wohne, kommen Nahmen wie FLENSBURG und HAMBURG öfter in unseren Kneipen in Mitt-Jütland vor. Sicher öfter, je südlicher man fährt.

In Silkeborg (Mittjütland), wo ich jetzt wohne, liegt der Blaue Avis für Schleswig-Holstein und für Hamburg in grossen Haufen zum Verkauf auf dem Bahnhof (undenkbar in Kopenhagen), auch im Winter, wenn es keine Touristen gibt.

Zurück zu den Deutschen.


Das gegenwärtige Verhältnis der Dänen zu den Deutschen

Deutsche in Dänemark

1,8 % der Befölkerung Dänemarks bestehen aus sog. "Deutschen". Dies ist die allergrößte nationale/ethnische Minderheit bei uns; die Türken betragen nur ung. 0,95 %. Obwohl die Zahl des deutschen Bestandteil wahrscheinlich auch die Deutschgesinnten mitrechnen (die sowieso 100 % zweisprächig ist -- Deutsch, beziehungsweise Plattdeutsch, + Dänisch, bez. Südjütisch -- genau sowie die dänischgesinnten in Deutschland [die auch die Nordfriesen umfassen]), glaube ich eher, daß die meisten Deutschen in Dänemark Einwanderer erster Generation aus Deutschland sind. In meinem Leben (das ich, leider, zumeist in Städten verbracht habe [die deutschgesinnten wohnen auf Als und überhaupt in Südjütland/Nordsleswig, und viele davon sind Bauern]), habe ich überall in Dänemark Deutschen getroffen. Sogar mein Gottvater Karl-Heinz stammte aus Deutschland. Eine solche ständige Einwanderung spricht davon, daß die Deutschen sich in Dänemark zupass fühlen.  

Direkte Kontakt im Ausland

Ungefär jeder Däne verbringt mindestens eine Ferie seines Leben in Deutschland. Es ist zudem mein Eindruck, daß jeder dänische Mann oder Frau, der mehr als 10 Liebesgeschichten als Erwachsen hinter sich hat, mindestens ein Verhältniß mit einem Deutschen/Österreicher/Schweizer verbracht hat [Population: meine Freunde und Verwandte in Kopenhagen].

Sprache

Die deutsche Sprache ist germanisch wie die skandinavischen Sprachen. Das heißt, daß wir Dänen viele Erbwörter gemeinsam mit den Deutschen haben, obwohl nicht so viele wie mit den übrigen nordgermanischen Völkern. Andererseits ist der hanseatische Einfluß in der Sprache riesengroß. Man kann ihn nicht übertreiben. Wörter (nieder-) deutscher Herkunft dringen im dänischen Wortschatz überall ein, bes. in Terminologien älterer Professionen wie Bäckerei, Schneiderei, Zimmerarbeit, Mauern, Architektur, teilweise Kirche, Buchhaltung, überhaupt was mit Büchern zu tun hat (drucken, ausgeben, verkaufen) u.s.w. Dazu haben wir viele umgangssprachlichen Frasen und anderen Ausdrücke entlehnt. Ein umgekehrter Einfluß -- dänische Entlehnungen im Deutschen -- ist kaum Spürbar. Ich kann kein einziges eingeborgenes dänisches Wort in (Standard-) Deutsch nennen (vielleicht nur die übertragene Bedeutung im deutschen Slang von "fett" = "toll, attraktiv").
Wenn wir Dänen Deutsch reden, finden wir deshalb viele Ausdrücke und Redeweisen, die bei uns vor 80 Jahren üblich waren, heute aber komisch, alt, teilweise archaisch vorkommen: "Sehr geehrte Herr,...", "Mit Hochachtung", "Guten Tag!", "Auf Wiedersehen!", "Achtung!", der Gruß "Hallo!" ohne Telephon, das ständige Siezen, die Deverbativa auf -en, grosse Vorbuchstaben in Substantiva und so weiter.
Jeder Däne kann mit minimalen grammatischen Voraussetzungen eindeutige und klare Gespräche auf Deutsch führen. Nie perfekt, aber verständlich. Selbst die allerschlechteste dänische Schüler reden meinen Beobachtungen nach besser als viele Einwanderer, die ich in Deutschland und Österreich getroffen habe, und die jahrelang in deutschsprechenden Ländern wohnen. Dänen brauchen nur einen Grundwortschatz von etwa 100 ertzdeutschen Wörter, wonach sie bloß dänische Wörter verdeutschen. Jedoch schlagen die meisten Dänen in Englisch um, wenn es eine Gelegenheit gibt.

Zeitstufen und Modernität

Die Vorurteilen sind oben erwähnt. Man muß dazu bemerken, daß wir Dänen die Deutschen auffassen nicht als Fremde, sondern als unsere Verwandte. Diese Auffassung ist allerdings unbewußt, aber ist die Voraussetzung für alle andere Urteile. Wir sind derselben Familie. Wenn die Schweden und Norweger unsere Geschwister sind, sind die Deutschen etwa wie unser Vetter/Cousins, die wir eigentlich öfter treffen, als unsere Brüder. Die Sprachverhältniße sind schon erwähnt. Die Deutschen sprechen wie wir Dänen vor vielen Jahren. Ausserdem leben  sie auch in unserer Vergangenheit: der Anteil von Hausfrauen in Deutschland ist wie in Dänemark vor dreißig Jahren; Mobiltelephonen und Computer sind so selten in deutschen Familien wie in Dänemark vor 8-10 Jahren; die deutsche Populärmusik (Schlager) klingelt wie die dänische vor 20 Jahren. Deutsche Schwulen, Lesben, Hippies und Autonomen haben die selbe Diskussionen, Diskurse, Denkweisen wie ihre dänische Entsprechungen vor 10-20 Jahren. Alles dieses beträgt zum allgemeinen Eindruck von Deutschen als unsere zurückgebliebene Cousins, aber nie als Fremde. Alles in Deutschland ist uns bekannt, und ein Däne kann sich da gut einpassen -- er braucht bloß an seine Kindheit zu Denken.


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Diese Seite wurde am 24. November 2001 eingerichtet.
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Letzte Korrektur: 2. April 2004.
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Made on a Mac